Wo ist Gott?

16.05.2024 – Was hat es mit den vielen Feiertagen Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam auf sich?

Für Jüdinnen und Juden zur Zeit Jesu war der Jerusalemer Tempel der Ort der Gegenwart Gottes in der Welt. Für Christinnen und Christen wird auch in Jesus selbst die Gegenwart Gottes erfahrbar.
Darauf weist auch der Evangelist Johannes (Joh 2,13-25) hin, als er erzählt, wie Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt. Immer schon
sehnten sich Christen nach der Gegenwart Gottes und suchten Zeichen dafür in ihrem irdischen Leben.
Bereits die frühen Christen gedachten der Himmelfahrt Christi nach seinem irdischen Leben in einer Höhle auf dem Ölberg in Jerusalem.
Im Jahr 387 stiftete eine fromme Römerin einen Kirchenbau, der allerdings später größtenteils zerstört wurde. Die Kreuzfahrer errichteten das Erdgeschoss der heutigen Kapelle um das Jahr 1150 über einem Stein mit dem „Fußabdruck des Herrn“. Sie wollten damit ein konkretes und sichtbares Zeichen für das in der Bibel beschriebene geheimnisvolle Entschweben Jesu in einer Wolke setzen.
Ein Fußabdruck ist etwas sehr Persönliches und Gegenwärtiges, „zum Anfassen“ sozusagen. Als ich während einer Pilgerreise diesen Fußabdruck sah, verwirrte mich zunächst, dass der Fußabdruck von vielen Menschen wirklich als realer Fußabdruck Jesu verehrt wurde. Gegenwart
Gottes in einem Sandkasten?
Doch dann verstand ich, dass diese Menschen – wie die fromme Römerin vor 1500 Jahren – etwas Geheimnisvolles wie die Himmelfahrt Jesu sichtbar und „begreifbar“ erfahren wollten. Sie wollten Gott nahe sein und seine Gegenwart spüren.
Für mich ist die Himmelfahrtskapelle mit dem Fußabdruck Jesu ein starkes Bild, ein Bild und ein Zeichen für die Wahrheit, dass Jesus nach seinem irdischen Wirken Spuren bei uns hinterlassen hat. Diese Spuren verbinden uns mit dem Himmel. Himmel ist kein Ort, sondern ein Bild für Gottes Kraft und Gegenwart. Der Fußabdruck Jesu im Felsen kann unsere Vorstellungskraft davon beflügeln. Wie können wir Gottes Gegenwart in unserem Alltag erleben? Wünschen wir uns nicht auch konkrete Zeichen seiner Gegenwart? Wünschen wir uns nicht auch „Fußabdrücke Jesu“ in unserem Leben? Eine glückliche Liebesbeziehung, Zuneigung und Wertschätzung von Menschen, ein friedliches Miteinander – Beziehungen dieser Art können wir als starke „Fußabdrücke“ Jesu und Zeichen von Gottes Gegenwart im Alltag erleben und begreifen. Sie können uns Kraft und Stärke in Krisen und Schicksalsschlägen geben, das
Reich Gottes ist kein fernes Königreich, es ist mitten unter uns. Lassen Sie uns also mit beiden Füßen und Beinen auf der Erde stehen, „Fußabdrücke Jesu“ dankbar wahrnehmen und auch selbst zu solchen für andere Menschen werden. Das bedeutet in unserer bewegten Zeit sicherlich auch, dass wir uns klar und deutlich für die Werte unserer freiheitlichen Demokratie positionieren.
Das ist eine Herausforderung, aber wir sind nicht allein. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. …Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28)

von Jutta Rogold, Realschulrektorin i.R.

Was hat es nun mit den Feiertagen Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam auf sich?

Der Abstand von Ostern zu Himmelfahrt sind 40 Tage. Zwischen Ostern und Pfingsten liegen 50 Tage. Also sind es zehn Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.
Für die Jünger Jesu war die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten, wie die Bibel beschreibt, wie ein Achterbahn der Gefühle:
Am Karfreitag ist Jesus zum großen Leid der Jünger gestorben, dann ist er auferstanden und ihnen begegnet. Bei dem Erlebnis, an das wir uns am Fest Christi Himmelfahrt erinnern, mussten sie ihn abermals wieder loslassen. Und zehn Tage später erleben sie dann, dass Jesus in ganz neuer Weise präsent ist und mit ihnen durchs Leben geht. Christen sind durch Christus mit dem Himmel verbunden und durch die Ausgießung seines Geistes hat sich Gott mit den Menschen verbunden.
Diese Verbundenheit bekundet die Katholische Kirche an Fronleichnam, am 60. Tag nach Ostern, am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Kennzeichnend für das Fronleichnamsfest ist die eucharistische Prozession.
Die Gläubigen die vom Priester oder Diakon getragene Monstranz begleiten mit dem Allerheiligsten (einer konsekrierten Hostie) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen. Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt.