St. Michael – Iserlohn Gerlingsen
Ein Klinkerbau im Form eines Siebenecks, kein Turm, keine Glocken, kein Pfarrhaus, aber eine lebendige Gemeinde, so zeigt sich die Kirche St. Michael neben den Hochhäusern, den sogenannten Punkthäusern, von Iserlohn-Gerlingsen.
Bereits im Jahr 1959 wurde von Seiten der Kirchengemeinde Hl. Geist angedacht, auf dem künftigen Neubaugebiet Gerlingsen ein Grundstück für eine Kirche reservieren zu lassen. Nachdem in der späteren Muttergemeinde St. Hedwig 1964 ein eigener Kirchenvorstand gewählt wurde, in dem auch Gerlingser vertreten waren, reifte schnell der Entschluss, auch dort eine Kirche zu bauen und somit den Wunsch vieler Gerlingser Katholiken zu erfüllen.
Auf dem Grundstück eines alten Bauernhofes entstand für die Katholiken des neuen Stadtteils Gerlingsen 1968 ein ansprechendes Gotteshaus nach den Plänen des Architekten Hermann Josef Geismann, Hemer. Als namhafte Künstler konnten für die Gestaltung des sakralen Raumes die Herren Heinz Bergkemper, Langenberg, und Professor Richard Seewald gefunden werden.
Bereits am 22. Dezember 1968 wurde die Kirche St. Michael durchHerrn Weihbischof Dr.Paul Nordhues eingeweiht.
Seit 2007 haben auch die evangelischen Christen des Stadtteils hier ein neues Zuhause gefunden. Gemeinsame Gottesdienste zu besonderen Anlässen und auch gemeinsame Veranstaltungen zeugen von einer gelebten Ökumene.
Schon die Art des mit Reliefs gestalteten Hauptportals lässt ahnen, dass im Inneren des Gebäudes auch etwas Besonderes sein muss.
Es zeigt auf der einen Seite das Wirken des barmherzigen Samariters, daneben einen Lebensbaum, wie wir ihn in der Kirche wiederfinden. Die zweite Tür zeigt St. Michael, den Schutzpatron der Kirche, wie er den Drachen, das Böse, bekämpft.
So ein künstlerisch wertvoll gestaltetes Portal ist selten anzufinden.
Wer durch das Portal geht, dem zeigt sich eine Kirche, die so ganz anders ist. Die Bänke sind im Halbkreis um den Altar aufgestellt. Die Gläubigen und der Priester am Altar auf gleicher Höhe, bilden somit eine Einheit. Das Kreuz über dem Altar, aus alter Mooreiche gefertigt, zeigt den Gekreuzigten ohne Dornenkrone und Nägel. Es scheint, als ob Jesus direkt zu den Gläubigen in die Kirche als Auferstandener herabsteigt und mitten unter den Gläubigen ist. Dieses Kreuz ist ein Zeichen des Sieges über den Tod, deswegen hat der Künstler es auch mit Bergkristallen geschmückt.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Joh 11,25)
Zum darunter stehenden Altar äußerte der Künstler sich damals: „Alle um diesen Altar Versammelten sollen daran erinnert werden, das Christus das Abendmahl im Angesicht seines bevorstehenden Leidens gehalten hat. Neben dem Kreuz ist die Dornenkrone zum Symbol seines Erlöserleidens geworden….“
Die große Lichtkuppel über dem Altar und die rechts und links angebrachten Fensterbänder lassen diesen immer hell als Mittelpunkt erscheinen. Über der Lichtkuppel ragt ein zwei Meter hohes Türmchen, auf dem ein 5 Meter hohes Kreuz auf einer goldenen Kugel angebracht ist, in den Himmel.
Rechts neben dem Altar steht ein vom Künstler Bergkemper geschaffener und ebenfalls mit Edelsteinen versehener Lebensbaum, der Tabernakel, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wird. Dieser Lebensbaum ist ja bereits in der Portalgestaltung vorhanden. Zur Linken finden wir die Osterkerze, in dessen Ständer auch wie beim Lebensbaum und dem Altarkreuz ein Edelstein eingearbeitet ist. Diese drei Kunstwerke bilden also eine Einheit. Vervollständigt wird dieser Bereich durch das Taufbecken.
Die vom namhaften Künstler Professor Richard Seewald geschaffenen acht Fenstermotive zeigen Wiedergaben aus der Heilsgeschichte.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. (Lk 1, 30 ff.) à Text zum untenstehenden Kirchenfenster
In den meisten katholischen Kirchen sind an den Seitenwänden gut sichtbar Kreuzwegbilder angebracht und stellen die einzelnen Szenen aus der Leidensgeschichte Jesu von der Verurteilung zum Tode bis zur Grablegung dar.
In St. Michael wurde ein Kunstwerk (Kalvarienbaum) im hinteren Bereich der Kirche geschaffen, dass alle Stationen in sich vereint. Die Kreuzigung ist als wichtigstes Ereignis dargestellt. Der Gekreuzigte, Maria und Johannes und die bewachende Landsknechtgruppe sind auf einem Dornenkranz, der dem Altar ähnelt dargestellt.
Auf der anderen Seite finden wir eine Muttergottesstatue und den Heiligen Michael. Vor jedem Gottesdienst stehen hier viele Gläubige im Gebet vertieft.
Wer St. Michael besucht, wird sofort die Stille im Gebet genießen, aber auch das Gefühl bekommen, hier wirklich im Kreis der Christen aufgenommen zu sein.
In der Kirchenzeitung des Erzbistums Paderborn „Der Dom“ vom 13. März 2005 schrieb Ewald Dreismeier: „Diese Kirche ist eine preisgekrönte architektonische Meisterleistung. (…)Es gibt nicht viele vergleichbare Gotteshäuser im Erzbistum mit einer so ungewöhnlichen Architekturlinie, wie sie St. Michael, Gerlingsen, zu bieten hat. Somit ist diese Kirche im Dekanat Iserlohn für alle Generationen der Zukunft ein imposantes architektonisches Sakralbauwerk. Der Besuch begeistert.“
Wer nun meint, von St. Michael alles gesehen zu haben, der irrt gewaltig, denn über und unter dem Gotteshaus befinden sich zahlreiche praktisch eingerichtet Gruppenräume und ein großer Pfarrsaal. Hier findet ein reges Gemeindeleben statt und auch hier wird deutlich, dass beides zusammen gehört, ein gemeinsamer Gottesdienstbesuch, aber auch ein fröhliches Gemeindeleben.
Franz-Josef Ronzon
Bilder: Franz-Josef Ronzon