Wir leben und verhalten uns oft anders. Wir leben und verhalten uns oft so, als ob wir für immer auf dieser Erde zuhause wären. Sterben, das ist noch weit weg. Sterben, das ist eine Sache für die ganz alten Menschen oder für die Todkranken. Auch wenn uns vom Verstand her klar ist, dass noch kein Mensch für immer auf der Erde geblieben ist, gefühlsmäßig leben - wenigstens nach außen hin - viele Menschen so, als ob der Tod sie nie betreffen könnte. Höchstens die anderen, aber nicht mich!
Natürlich können wir nicht jeden Tag an das Sterben denken. Aber es ist wichtig, sich ab und zu bewusst zu machen: wir wohnen auf dieser Erde nur zur Miete. Der Tod nahestehender Menschen
stellt uns das eindringlich vor Augen. Das Zur-Miete-Wohnen auf der Erde wird einmal zu Ende sein. Es liegt daher nahe, sich auf diese Situation vorzubereiten. Im Evangelium fasst Jesus das zusammen in dem Ausruf: „Seid wachsam!“ Seid wachsam, weil niemand so genau weiß, wann sein Mietverhältnis hier auf der Erde aufgekündigt wird. Ich kann vieles in meinem Leben exakt planen, den Zeitpunkt meines Sterbens gewöhnlich nicht.
Ich kann sagen: Heute ist Sonntag, Montag, Dienstag …! Das berührt mich wenig. Denn dieser Sonntag, Montag, Dienstag … ist einer von vielen. Ich kann aber auch sagen: Heute ist der erste Tag vom Rest meines Lebens. Das berührt mich schon. Denn das macht mir deutlich: Mein Leben ist begrenzt, ich wohne hier nur zur Miete. Es kann plötzlich alles anders werden. Und dem entsprechend verhalte ich mich auch: nicht oberflächlich, sondern verantwortungsbewusst, entschieden, mit Tiefgang, eben: wachsam und in der Hoffnung, dass der Tod ein Durchgang zu einem neuen,
von Gott geschenkten Leben ist.