Die Pfarrvikarie „Herz-Jesu“ Hennen
Zunächst ist ein Blick in die Geschichte der Gemeinde angebracht. Das Dorf Hennen galt einst als Diaspora im Erzbistum Paderborn. Die wenigen Katholiken waren der „Mutter“- Kirchengemeinde Sümmern zugeordnet. Ab 1870 war Johannes Pöppelbaum deren Pfarrer. Er stammte aus Niederntudorf bei Paderborn.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte er bei Hennen „in der Helle“ eine Missionskirche errichten lassen. Nach nur einem Jahr Bauzeit konnte am 3. August 1902 die feierliche Kirchweihe begangen werden.
Die Herz-Jesu-Kirche „in der Helle“
Nun hatte die „verstreute Herde“ in den Bauernschaften Hennen, Drüpplingsen, Kalthof, Leckingsen, Refflingsen und Rheinen mit der Rheiner Mark endlich wieder ein eigenes Gotteshaus. Der Standort lag zwar abseits von Hennen, aber etwa im Zentrum der oben genannten Ortschaften.
Die Betreuung und Verwaltung der Pfarrvikarie erfolgte weiterhin von Sümmern aus. Das Kirchlein erlitt im Laufe der Jahrzehnte erhebliche Schäden, deren Reparatur immer wieder hinausgezögert wurde.
Die Zahl der Katholiken hatte sich nach dem 2. Weltkrieg durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen vervielfacht.
Mitte der 1960er Jahre machte sich der Kirchenvorstand ernsthafte Gedanken. Angesichts des schlechten Zustandes der kleinen Kirche schien ein Neubau aus finanziellen und anderen Erwägungen geboten. Es wurden erste Schritte eingeleitet. Der amtierende, nicht mehr junge Pfarrer, mutete sich diese Belastung nicht zu. Darum bat er 1966 um seine Versetzung.
Dem Nachfolger fiel nun die Aufgabe zu, vorrangig eine Kirche in Kalthof zu bauen. Im Mai 1969 wurde sie vollendet. Einen weiteren Kirchbau in Hennen wollte er nicht mehr verantworten. Auch er erreichte seine Versetzung.
Der Kirch-Neubau in Hennen
Die neue Herz-Jesu-Kirche in Hennen
Neuer Pfarrvikar wurde ab August 1973 Helmut Kintscher - zuletzt Vikar in Herzebrock. Auf ihn wartete die aufgeschobene Aufgabe.
Unter mehreren Architekten bekam der Iserlohner Helmut Gauglitz den Zuschlag, die Kirche zu bauen.
Während der Planungszeit machte sich der Pfarrvikar Gedanken über die künftige Ausstattung der Kirche. Er wusste von einem Magazin der Diözese Paderborn, in dem u.a. auch ein Altar gelagert sei. Bald machte er sich auf den Weg, begleitet von einigen Mitgliedern des Kirchenvorstandes und dem in Hennen ansässigen Bildhauer Herbert Lorenz. Dieser namhafte Künstler hatte sich auf sakrale Kunst spezialisiert.
Man nahm den abgebauten Marien-Altar in Augenschein. Nach der Erinnerung eines Zeugen war der Eindruck nicht ermutigend. Doch der Kenner Herbert Lorenz sah die Sache optimistisch. Daraus ließe sich wieder etwas machen, war er sicher. Also nahmen die Hennener Vertreter das Angebot der Paderborner Stelle an.
Der Altar wechselt nach Hennen
Anfang 1977 holte man den aus neun Elementen bestehenden Altaraufsatz nach Hennen und lagerte ihn vorläufig in dem alten Kirchlein „in der Helle“. Wie sich der Schreiber erinnert, war alles in grau gehalten und sehr renovierungsbedürftig. Über Monate war die Kirche nun wochentags eine Werkstatt. Der Künstler Lorenz betätigte sich als Restaurator, beizte die alte Farbe ab, besserte schadhafte Stellen aus und schützte alles vor Wurmbefall. Bögen und waagerechte Linien wurden dezent in blau oder rot abgesetzt. Kreuzblumen und Blattornamente erhielten einen goldfarbenen Anstrich. Eine Lasur gab dem Ganzen ein sehr gefälliges Aussehen.
Derweil liefen die Bauarbeiten „Neue Kirche“ in Hennen, mit erheblicher Eigenleistung der Gemeindemitglieder. Der steinerne Altartisch, einige Fenster und vieles andere wurde aus der alten Kirche übernommen. Das Ergebnis der aufwändigen Restaurierung des Altars bekamen zuerst die Helfer aus der Kolpingsfamilie zu sehen. Sie hatten die Elemente in die neue Kirche getragen.
Im Vorfeld hatte der sachkundige Herbert Lorenz aus dem Paderborner Magazin noch eine ehemalige Kommunionbank bekommen und daraus einen passenden Unterbau gefertigt.
Nach und nach wurden die Elemente darauf gehoben und nach den Anweisungen des Künstlers zusammengefügt. So vollendete sich innerhalb mehrerer Stunden das Werk.
Blick in die neue Herz-Jesu-Kirche
Die neue Kath. Kirche sollte - wie ihre Vorgängerin - dem „Herz Jesu“ geweiht werden. Daher wurde die lebensgroße Statue Maria mit dem Jesuskindnicht wieder unter dem Baldachin im Zentrum des Altars eingesetzt. Es wurde ein vom Künstler neu geschaffenes Kreuz dort aufgehängt. Die Marienstatue bekam ihren Platz an der Chorseite links auf einem Wandbord.
Die Statue: Maria mit Jesuskind
Der Altar – ein wahrer Schatz in der neuen Kirche
Dieses Kleinod lädt zum Verweilen und Meditieren ein.
Der neugotische Altar
Nach weiteren Innenarbeiten ging der Kirchbau nun seiner Vollendung entgegen. Es folgte die feierliche Weihe am 2. Juli 1977 durch den Paderborner Bischof Rintelen.
Die Kirche und den Altar betreffend konnte man oft Äußerungen hören, wie „.....gefällt mir besser als diese supermodernen Kirchen.“
Das Relief: Maria und Joseph im Tempel
Das linke zeigt Maria und Joseph im Tempel. Darunter steht der lateinische Text: Genuit Joseph virum Mariä.
Das Relief: Geburt Jesu („Fleischwerdung“)
Das Relief rechts zeigt Maria, Joseph und das Kind Jesus in der Krippe, Engel und Hirten im Hintergrund. Der lateinische Text darunter: Et Verbum carofactum est
Zur Vorgeschichte: Der neugotische Marien-Altar stand einst in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist zu Delbrück (bei Paderborn). Ein Kunstschreiner namens Schröder aus Nordhagen hat ihn geschaffen. Im Jahr 1910 erhielt der Altar seinen Platz als Seitenaltar im nördlichen Querschiff der Delbrücker Pfarrkirche. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil wurde er im Rahmen der Kirchenrenovierung 1968/69 abgebaut und eingelagert.
Quelle: Delbrücker Stadtanzeiger / Mittelseiten „damals & heute“ Nr. 12 v. 2.7.2009, Autor: Hans Jürgen Rade
Eine Vereinbarung besagt: Der Altar bleibt das Eigentum der Pfarr-gemeinde St. Johannes Baptist zu Delbrück. Als Leihgabe auf nicht genannte Zeit behält er seinen Platz in der Herz-Jesu-Kirche zu Hennen.
Das verwaiste Kirchlein „in der Helle“, welches 2 Weltkriege überstanden hatte, wurde im Winter 1978/79 abgebrochen.
Der Glockenturm
Der Bau eines Glockenturms war zurückgestellt worden, da beim Kirchbau das Geld hierfür nicht reichte. Erst 1993 wurde unter dem Pfarrvikar Luzian Smycek das Projekt wieder aufgegriffen. Die Planung und Ausführung übernahm abermals der Iserlohner Architekt Helmut Gauglitz.
Zum Glockenguss reiste ein voller Bus nach Kochendorf (bei Neckarsulm). Im Rahmen eines großen Gemeindefestes erfolgte die Weihe der Glocken am 2. Juli 1995. Diese vollzog - erstmals in seinem Leben (!) - der Dechant Ulrich Schnaas, Pfarrer von St. Aloysius Iserlohn. Das aus 4 Glocken bestehende Geläut ist harmonisch abgestimmt auf die Glocken der Ev. Johanneskirche.
Seit Oktober 2000 ist Heinz Volmer - aus Geseke stammend - Pfarrvikar der Kirchengemeinde Hennen - Kalthof.
Albert Ferber